Kategorie: 47 Tage


Geschützt: Avantgarde

12. Mai 2014 - 19:07 Uhr

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Happy

26. Oktober 2011 - 12:04 Uhr

END.

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Goethe In Your Face

17. Oktober 2011 - 10:48 Uhr

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tag 1

1. Oktober 2011 - 02:30 Uhr

der erste in der runde ging weil er nicht deutsch kann

der zweite weil der bart ein bart seiner identität ist

die eine überlegt noch ob ihre festivalbänder auch so wichtig sind

die letzte ist dabei, wenn das mit dem fleisch passt.

mein erster richtiger job – denn ich weiß was ich will!

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Horizontale

11. März 2011 - 22:03 Uhr

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Trennung

19. Dezember 2010 - 17:53 Uhr

Zum Abschluss der Adventischen Vierfaltigkeit jetzt zur Trennung, jener frischen, engelsgleichen Frühlingsbrise, die uns Zeit unseres Lebens immer wieder mit ihrem Schlägel eine drüberzieht um uns schließlich leise wieder Hoffnung ins Ohr zu flüstern. Verliebtheit, Liebe, Beziehung, Trennung – aber das größte unter ihnen ist die Trennung. Seien wir uns ehrlich, eine Trennung geht allen am Anfang ziemlich am Arsch. Oder tut unermesslich weh. Egal wer der Grund ist (du, die Andere, der Andere oder der Tod), seit dem ersten Advent wissen wir aber zumindest, dass wir uns aus jedem unserer Kardinalgefühle, die uns so einnehmen und uns völlig übernehmen wollen, wieder rauswinden können und dann ists im Endeffekt dennoch immer wieder urleiwand. Ja, so eine so oft (aber nicht immer) schmerzhafte Trennung trägt den Neubeginn immer schon mit sich und das ist herrlich und da kann mich keine Rosemund-Pilcher-Schmonzette (die ich so gerne mag) vom Gegenteil überzeugen. Schon gar nicht die, wo die Pärchen einfach nach der Trennung Partnertauschen und danach viel glücklicher sind, weil das ist eigentlich Betrug an uns gestandenen Rosemund-Pilcher-Fans. Doch das nur nebenbei, wir sind bei der Huldigung der Trennung, bei der die Kinder immer die Leidtragendsten sind. Dabei kennen Kinder “leiden” gar nicht und würden sich auch nie die Mühe machen das Leid herumzutragen. Kinder sind wahrscheinlich Meister im Ertragen und wenn sie das wirklich sind, dann frag ich mich schon warum sie gezwungen werden in einer Beziehung mit zwei oder mehr Erwachsenen zu leben, die zu schwach oder zu blöd oder zu feige oder zu sehr aneinander gewöhnt sind um sich zu trennen, als eine befreiende Trennung mitzuerleben, die nach einer neu bezogenen Wohnung riecht und nach nie dagewesenem Essen schmeckt.
Aber das ist eben der Zeitgeist der Angst vor dem Sterben in all seinen Facetten, wie soll denn in so einer Atmosphäre eine fröhliche Trennung passieren? Wie soll man sich denn da still und leise oder mit einem euphorischen Fest voneinander verabschieden, wenn alle immer Angst vor dem unausweichlichen haben und dennoch stets völlig unvorbereitet sind. Da könnte man sich ziemlich reinsteigern, da könnte man schon wieder einen zu langen Text für einen Blog schreiben, aber das gehört sich nicht und in unserer schnelllebigen Zeit in der die Leute sich einfach scheiden lassen und nicht mehr durch dick und dünn gehen und keine Leidensfähigkeit mehr haben und sich alles was so gut ist sich immer mehr auflöst und nichts mehr Bestand hat und man sich sowieso auf nichts mehr verlassen kann und überhaupt der Advent gar nicht mehr die Stille Zeit ist und keiner weiß mehr um was es bei Weihnachten wirklich geht außer natürlich die Kirche aus der ich immer noch nicht austreten werde – lassen wir uns doch endlich in Ruhe mit den leeren Sprüchen. Und frohes Fest!

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Beziehung

19. Dezember 2010 - 17:49 Uhr


Wenn sich irgendwo der ganze Wahnsinn der menschlichen Existenz manifestiert, dann hier. Nicht umsonst wird die Familie als jener Moloch bezeichnet, in dem sich die unfassbarsten Dinge abspielen. Beziehungen sind tatsächlich in ihren meisten Ausformungen nichts anderes als abstruse Verschraubungen. Vielleicht waren es einmal nur lockere und noch nachvollziehbare Verflechtungen, aber irgendwann gerät das dann alles außer Kontrolle. Nein, die Beziehungen kann mir keiner schönreden, was da abgeht ist weit abseits jedes humanen Mindestmaßes – Erpressung, Schläge, Vergewaltigung, Verrat und Betrug in all seinen feinen Facetten und Ausformungen wie sie nur der Mensch im Laufe der Geschichte hervorzubringen vermag, das ist es was uns die Beziehungen schenken. Da aber jetzt Advent ist und es schon auch, wie ich meine, schön sein soll, blenden wir das halt mal aus und versuchen das ganze weniger emotional anzugehen. Immerhin gibt es ja Leute, die behaupten, dass alles eine Beziehung ist, dass ich sogar eine Beziehung mit dem Busfahrer habe, der mich eine Station mitnimmt. Und ja, es gibt eine Unmenge von Möglichkeiten – Affären, One-Night-Stands, Monogame Paarbeziehungen, Ehen, Fernbeziehungen, Arbeitsbeziehungen usf. Und unter denen gibts natürlich auch sogenannte glückliche. Das geht dann vermutlich wenn mans mit Hans Söllner hält, der meint man solle weder von Liebe, noch von Treue, sondern nur von Respekt sprechen um zu erklären wie so etwas möglich ist. Da Herr Söllner aber irgendwie ein Prediger ist und uns Prediger halt gar so schräg einfahren heutzutage, ist es schon schwierig das anzuerkennen. Dennoch kommt es der Wahrheit sicher ziemlich nahe. Ändern tuts an dem Beziehungswahnsinn um den sich die Menschheit seit Jahrtausenden verbissen schraubt wenig, aber es erklärt vielleicht das Glück etwas besser, das in all den verschiedenen Wahnsinnigkeiten dennoch immer wieder zu finden ist. Uns wünsche ich dabei alles Gute.

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Liebe

19. Dezember 2010 - 17:46 Uhr

Ach, diese arme Liebe. Die müsste sich erst mal von über 2000 Jahren Kirchengeschichte befreien dürfen, aber sie wird auch heutzutage von den Leuten einfach nicht und nicht in Ruhe gelassen. Also die Liebe ist wirklich nicht zu beneiden, ich wundere mich schon, warum sie nicht schon lange den Hut draufgehauen hat. Aber vielleicht hat sie das eh schon vor einer Weile und die hantieren alle nur noch mit ihrer Hülle, während sie irgendwo auf einer Almhütte oder einem Strand in Fidschi die Seele baumeln lässt. Ja, das hoffe ich. Da hast du ganz Recht liebe Liebe, ich wünsch dir eine erholsame Zeit!

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Verliebtheit

19. Dezember 2010 - 17:41 Uhr

Ja ein wirklich einnehmendes Gefühl diese Verliebtheit. Pubertär ist sie irgendwie. Unschuldig und schön. Sich mit der Decke zuzudecken, die der Liebste in der letzten Nacht umschlungen hatte, aus dem gleichen Becher trinken, mit Bauchkribbeln aufstehen und sich niederlegen oder dieses erstaunliche Gefühl, dass alles was man sich mit diesem Menschen ausmalt sowieso und unabänderlich wunderbar und golden wird. Die Verliebtheit kanns schon und lässt du dich so richtig drauf ein, dann ists einfach wunderschön. Und dann, irgendwann wirds entweder zu etwas Anderem – das entweder immer noch oder dann doch nicht so schön ist – oder du bist gezwungen dich wieder zu entlieben. Oder – und das vergessen die ganzen Hollywoodromantiker fast immer – du entscheidest dich eigenmächtig, dass du dich entlieben willst, weils dir reicht mit der Verliebtheit, weil du weisst, dass du dann doch nicht bei jeder Verliebtheit umziehen und den Malerpinsel in die Hand nehmen musst. Und ist dieses “was wäre wenn…” nicht auch wunderschön? Oder die Gewissheit eine Entscheidung getroffen zu haben? Ja, die Verliebtheit ist tatsächlich etwas pubertäres und wir sollten dieses Gefühl niemals vergessen und dürfen es auch immer wieder erleben und es als Herausforderung verstehen. Eine Herausforderung, die nicht wegzuleugnen ist. Ebensowenig wie Trauer, Hass, Freude, Furcht, Schmerz, Sucht kannst du die Verliebtheit kaum runterschlucken und vergessen. Du musst dich ihr stellen, dich auf sie einlassen – ja! – dich ihr auch mal hingeben um dich dann aber zu schütteln (oder dir an einem Holzmann’schen Detail den Kopf ganz leicht stoßen) um draufzukommen, dass du doch mehr bist als diese Empfindung und die Verliebtheit nicht alles ist und nicht nur einen Ausweg kennt. Ebensowenig wie die Trauer. Oder der Hass. Oder die Freude. Oder der Schmerz. Oder die Furcht. Wir sind mehr als die Verliebtheit und die Pubertät ist ja auch schon eine Weile her. Oder?

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Lasst sie doch bitte in Ruhe!

14. Oktober 2010 - 15:35 Uhr

Sie erklomm mühselig und langsam den Gipfel und oben angekommen konnte sie endlich weit in die Ferne sehen. Es freute sie kaum, sie war richtig angefressen, dass sie sich von sich selbst und ihrem Ehrgeiz hat breitschlagen lassen und wirklich bis ganz nach oben zu gehen.
“Euda! Gott im Himmel! Kann das alles Ernst gemeint sein?! Bist du, seit ihr noch bei Sinnen? Wie kann es sein, dass sich Menschen, die sich lange nicht sahen, schließlich bei der täglichen Tinitusinfusion endlich wiedertreffen? Wie, um alles in der Welt, begreifen wir uns, wenn wir nicht begreifen, dass es Sinn macht mal das zu tun was uns beliebt. Nein, mehr noch, wie begreift sich eine Gesellschaft, die nicht mehr in der Lage ist zu spüren was ihr beliebt. Was ihr guttut? Was geht da ab, euda, wenn eine große Gruppe gebildeter Menschen in einem Land dafür eintritt, dass Kinder weniger freie Zeit vergeuden, sondern diese sinnvoller (also effizienter, leistungs- und ergebnisorientierter) verbringen sollen. Geplant von Eltern, die zitternd vorm Verlust ihrer bürgerlichen Position von einer Verführung in die nächste stolpern und sich immer mehr wundern warum sie müder, gereizter, und natürlich gestresster werden. Obwohl sie doch bewusst leben. (“Nicht einmal der Herr Sloterdijk konnte vor 30 Jahren ahnen, zu welcher stumpfsinnigen Floskel das von ihm geforderte bewusste Leben einmal werden würde”, dachte sie, ohne zu ahnen, dass “Er” alles hört – auch ihre Gedanken.) Die Respekt vor Ausländern  (mit denen sie nichts zu tun haben wollen) einfordern und Liebe zu den Tieren predigen und es nicht einmal schaffen ihre eigenen Kinder zu Lieben und zu Respektieren. Die sie nicht einfach als Menschen, als Niemand sehen können, sondern ihnen schon im Mutterbauch spüren lassen wie wichtig es sei, Jemand zu sein. Und noch wichtiger – Jemand zu werden. Statt sie einfach mal anglahnt zu lassen, müssen sie schon als denkunfähige Lebewesen gesund sein um Jemand zu sein. Damit ist das Fundament für spätere Wettbewerbsfähigkeit gelegt. Um diesem Fundament seine Unberechenbarkeit zu nehmen wird untersucht und  vorgebeugt, dass die Kassen nur so klingeln. Und wehe du weigerst dich, RABENMUTTER! Und dann wird erzogen und gebildet, dass die kleinen Lebewesen zwar größer werden, aber den Schritt zur Denkfähigkeit nicht mehr erreichen. Am Schluss sind sie zwar größer (als jemals zuvor), dafür aber auch kränker und blöder (als jemals zuvor).  “Macht nichts!”, sagen die Bildungsinstitutionen und höheren Studien, “wir müssen nur endlich die Studienzeiten kürzer! die Lehrpläne straffer! die Ziele konkreter! herrgott! Wir müssen die Bildung WIRTSCHAFTSNÄHER! gestalten und die Leute werdens schon packen. Sie werdens schaffen, sagen die Verführer, wenn sie nur brav sind. Wenn sie nur keine Umwege gehen. Wenn sie das Richtige tun. Wenn sie Vorsorgen. Wenn sie sich Ausbilden und Engagement zeigen. Wenn sie flexibel, also jederzeit erreichbar sind. Wenn sie Scheitern nicht dulden. Wenn sie an sich glauben. Wenn sie positiv denken. (Sie müssen nicht wissen, dass das Fremdwort, dass sie benutzen um diesen Zustand zu beschreiben nicht Positivismus ist, sie sind ja keine gschissenen Intellektuellen)
Wenn sie nicht lange Zögern. Wenn sie aktiv sind. Wenn sie konsequent ihre Ziele verfolgen. Wenn sie keine Fehler machen. Wenn sie keine Fragen stellen. Wenn sie funktionieren.
Und was tun die, die schon von Beginn an die Möglichkeit hätten sie vor den Verführern zu bewahren? Die scheissen sich an! Sie haben so eine gottverdammte Angst vor sich selbst, dass sie nicht einmal ihre Kinder sie selbst lassen können. Ihnen wurde so lange vor Krise, Krieg und Freiheit Angst gemacht, dass sie nun vor lauter Angst wie Flipperbälle durchs Leben geschossen werden. Und ihre Kinder dabei noch mitziehen. Anstatt von der Angst gelähmt zu sein, können sie nicht mehr aufhören sich zu bewegen. Eine ängstliche Flipperkugel?!? Das ist doch Paradox, das kann doch nicht sein. Dafür muss es doch einen psychologischen Befund geben. Das muss doch heilbar sein!”

(“Menschen voller Angst und in (selbst)diktierter Raserei?,” denkt sie sich während sie verschnauft und einen Schluck Wasser trinkt, “…vielleicht laufen sie einfach vor der Angst davon und entkommen ihr nicht und je schneller sie laufen, desto größer wird die Angst, weil  die Angstmacher immer lauter, der Schlaf immer gehaltloser, die Nerven immer dünner werden…)

“Und dann funktionieren eh alle irgendwie und geradehalt, die Eltern und die Kinder und dann nennen sie diese Arschlöcher auch noch Egoisten! Da reisst du dir als Eltern und Kind den Arsch auf und dann erklären sie dir auch noch du wärst ein Egoist! Wie soll denn ein Schatten ein Egoist sein, kannst du mir das mal erklären?!? Im hoffnunglosen Bestreben einer Flipperkugel, die hin- und hergeschossen wird zwischen Dröhnen und Blitzen, in ihrem hoffnunglosen Bestreben nicht runterzufallen soll sich ihr Egoismus manifestieren?!? Ihr seid ja nicht ganz dicht…

Sie setzt sich auf einen Stein und schaut erschöpft ins Tal. Nichts passiert. Sie wird ruhiger, spricht leise, aber klar.
“Die müssen sich doch irgendwann denken: “Scheiss drauf, euda!” Oder? Die müssen sich doch irgendwann alle in Ruhe lassen können… Ja. Lasst euch doch endlich gegenseitig in Ruhe. Lasst doch bitte die Kinder wach werden und stürmt nicht gleich auf sie ein, wenn sie beim Aufwachen den ersten Ton von sich geben. Lasst sie in Ruhe, wenn sie gerade das tun, was ihr von ihnen erwartet und lasst sie in Ruh wenn sie es nicht tun. Und ihr Heranwachsenden – gönnt dasselbe endlich auch euren Erziehern, egal wer es ist. Lasst die Arbeitslosen in Ruhe wenn sie sich was Neues Aufbauen. Lasst Asylwerber in Ruhe wenn sie wieder beginnen wollen zu leben. Lasst die Gläubigen in Ruhe wenn sie glauben wollen.
Und lass dich ganz zu Beginn einfach mal euch selbst in Ruhe. Interessier dich nicht für das, was dir ständig vorgeschrieben, vorgelesen, vorgespielt, vorgepostet und erzählt wird. Interessier dich doch bitte nicht ständig für den ganzen Scheiss. Lass dich in Ruhe mit den Floskeln die du glaubst, dass sie dir nützen. Lass dich in Ruhe mit den Meinungen, die du glaubst haben zu müssen. Lass dich in Ruhe mit den Reisen, die du machen sollst, mit den Weiterbildungen, die man dir einredet,  mit den Abschlüssen, von denen man dir so viel verspricht und der verdammten Auszeit, die du dir “dringend nehmen solltest”. Lass dich in Ruhe mit der Musik die du hören sollst, mit den Filmen die du sehen und den Büchern die du lesen sollst. Lass dich in Ruh mit den wenigen Erwartungen die manche an dich stellen, und den Unzähligen, die du selbst von dir und deinem Leben hast. Lass dich in Ruh mit deiner beschissenen Angst.”

Sie sprach seit geraumer Zeit nur noch leise zu sich selbst, vor und zurück wippend, eingegraben in ihren eigenen Gedanken. Sie war nicht erschrocken oder überrascht als plötzlich einer jener älteren Herren, die aussehen wie 70jährige 40jährige, neben ihr auftauchte. Nur in Radlerhosen und einem Unterleiberl gekleidet, grüßte er kurz, schnaufte einmal laut und begann seinen Apfel zu essen, den er als Wegzehrung während seines rekordverdächtigen Aufstiegs in der rechten Hand bergauf getragen hatte. Sie grüßte klar zurück und wandte ihre Blicke wieder dem Tal zu.

“Leicht wird es nicht. Leicht wird es nicht, wenn ich langsam wieder Ruhe habe. Leicht wird es nicht, wenn ich wieder Anfange zu denken. Wenn ich wieder anfange zu Denken und nicht wehmütig werden soll… aber vielleicht lass ich mich einfach in Ruh mit der Wehmut und machs trotzdem. Vielleicht probier ich einfach mal Freiheit. Und Mut. Und Scheitern. Ein bisschen gutes Leben…”

Sie grinste und stand auf. Sie betrachtete den Mann neben ihr, der keine Anstalten machte zu gehen, sondern einfach ins Tal stierte. Sie verabschiedete sich und ging grinsend in die andere Richtung fort. Während des Gehens begann sie wieder zu deklamieren:
“Ha! Ihr werdet euch noch anschauen, ihr großkopferten Gscheidhosen. Ihr werdet euch noch wundern, wenn die Leute auf ihr bewusstes Leben scheissen und dafür wieder bei Bewusstsein sind. Ihr werdet euch noch anschauen! Wenn die Leute in der Früh aufstehen, in den Spiegel grinsen und einen Menschen sehen!”

Nachtrag:
Kurz nachdem sie den letzten Satz triumphierend ausgerufen hatte, böckelte sie um und stürzte die steile Böschung hinuter. Sie kullerte über den Fels, schlug sich ihre Glieder auf und stürzte zuletzt noch einen Abhang hinunter. Zerschunden und blutig, aber nicht ohnmächtig, erholte sie sich vom ersten Schock und schaffte es ihr Handy aus der Tasche zu kramen. Wie durch ein Wunder hatte sie Empfang hier oben und vorsichtig wie sie war, hatte sie auch die Nummer der Bergrettung eingespeichert.
Beim Hochegger Toni klingelte das Telefon, während er Richtung Klamm marschierte. Er wollte Schneeroserl für das Grab seines Großvaters pflücken und ärgerte sich über die lästige Störung in freier Natur, der er sich als Bergretter aber aussetzen musste. Ob er nicht gerade am Berg sei, wurde er gefragt, denn gerade ist ein Notruf eingetroffen und es sei Gefahr im Verzug.
Der Toni kannte die Stelle, die ihm beschrieben wurde und tatsächlich war er gar nicht weit entfernt. Er beschleunigte seinen Schritt und sehr bald glaubte er sich nahe der Unfallstelle und tat einen ordentlichen Juchiza um auf sich aufmerksam zu machen. Er hörte den leisen Ruf der Verunglückten und preschte vor. Glücklicherweise hatte er ein Seil mit, schließlich wollte er in den Wänden des Berges klettern gehen. Er befestigte es sicher an einer der unzähligen Latschen entlang des Weges und begann die Böschung und schließlich den Abhang hinunterzuklettern. Unten angekommen trafen sich die Blicke der Wanderin und des Bergretters. Toni erstarrte als er das zerschundene Gesicht der Fiachtgrabnerin sah, deren Augen trotz ihres Sturzes klar und stark waren. Schon einmal hatten sich beim letzten Bierzelt ihre Augen getroffen, doch damals wollten sie noch nicht glauben was in diesem Moment Gewissheit wurde. Erst langsam besann sich der Hochegger Toni und begann sich um die Fiachtgrabnerin zu kümmern und sie für die Bergung zu sichern. Immer wieder sahen sich die beiden Liebenden tief in die Augen, doch nie konnten sie die seit Generationen andauernde Fede und den Hass zwischen ihren Eltern ganz ausblenden. Wenn das nur gutgeht…

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