Ankündigung
22. Oktober 2013 - 06:42 UhrKommentare deaktiviert | Wien und Welt
Verein zur Förderung von Projektarbeit
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Traum von sozialer Gerechtigkeit & gesellschaftlicher Teilhabe
gegen die Wirklichkeit von Konzernen und Abschiebegefängnissen
Das Outsourcing von Dienstleistungen ist eine für Arbeitgeber_innen erfolgreiche Strategie durch Lohnkosteneinsparungen Spielraum im Budget zu erhalten. Für Arbeitnehmer_innen bedeuten outgesourcte Verträge im Regelfall Arbeit für Dumping-Preise und eingeschränkten Zugang zur sozialen Absicherung und in einem System mitzuarbeiten, das sich von ihnen formal distanziert, indem es seine Arbeitgeber_innenverantwortung auslagert.
Dass dieses Auslagern von Menschen im Hochkulturbereich der Bundestheater seit Jahrzehnten praktiziert wird, überrascht und enttäuscht gleichermaßen. Zum wachsenden Gefälle zwischen wenigen Spitzenverdiener_innen und einer abnehmenden Zahl „Normalverdiener_innen“ schaffen derartige Auslagerungen strukturell eine dritte – wachsende – Ebene der “Working Poor” im Segment der Hochkulturförderungen.
Die Bundestheaterholding (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater) wird aktuell mit jährlich 150 Millionen Euro öffentlicher Mittel subventioniert – sie ist mit dieser Förderung angeblich Spitzenreiter in Europa. Allein der Betrag jährlicher Förderungssteigerungen der Holding von vier bis fünf Millionen Euro betrug im letzten Jahrzehnt pro Jahr mehr als das Doppelte der gesamten jährlichen Förderung für beinahe hundert freie Projekte und kleiner Theaterinstitutionen durch den Bund.
Die IG Freie Theaterarbeit weist seit Jahren auf die prekären Arbeitsbedingungen von Künstler_innen und Kulturarbeiter_innen insbesondere im freien Theaterbereich Österreichs hin und ringt mit Politiker_innen um die grundlegende und strukturelle Verbesserung der Einkommens- und der sozialen Situation von im Kulturbereich tätigen Menschen. Entgegen erklärter kulturpolitischer Intention ist in den vergangenen Jahren die Einkommensschere größer geworden und es arbeiten immer mehr Künstler_innen an immer mehr Orten zu immer prekäreren Bedingungen. Im Bereich der freien Theaterarbeit erlauben selbst die höchst dotierten Förderschienen (z. B. Mehrjahresförderungen Wien) für Gruppen nur selten die Einhaltung arbeits- und sozialrechtlicher Normen, wie mehrfach die Jury in ihrem Gutachten zur Konzeptförderung einräumte.
Die Tatsache, dass im höchst finanzierten Theatersegment seit mehr als einem Jahrzehnt durch Outsourcing die Erosion des Arbeitsmarktes weiter geöffnet wird, ist erschreckend. Erschreckend insofern, dass am unteren Einkommensende millionenschwerer Einrichtungen Menschen aus Effizienzgründen in erodierte Arbeitsverhältnisse entlassen und unhinterfragt Konzernen wie G4S überantwortet werden.
Aus der Rede des Billeteurs:
„G4S ist ein dänisch britisches Securityunternehmen mit Hauptsitz in Großbritannien. Es ist mit mehr als 600.000 Mitarbeitern, der größte Arbeitgeber an der Englischen Börse. Es agiert in mehr als 120 Ländern auf der Welt. G4S Österreich hat ca 3.000 MitarbeiterInnen und ist in Österreich einer der Marktführer in Outsourcing und Security-Solutions. Das Dienstleistungsportfolio des Unternehmens ist sehr umfangreich. [...] G4S ist spezialisiert auf Outsourcing Solutions. Das heißt, es profitiert von der Übernahme ehemals öffentlicher oder korporativer Dienste. Es leitet und unterhält private Gefängnisse in England und den USA. Es organisiert Flüchtlingsheime, Abschiebegefängnisse und Sozialhilfe-Zentren in Nordengland. Außerdem kümmert es sich um den Schutz von Minen seltener Erden in Südamerika und Afrika, es fährt Sicherheitstransporte, es sichert westliche Unternehmen in Afghanistan, sichert Banken und Botschaften, Ölpipelines, Atomkraftwerke und Flughäfen weltweit. Mitte September diesen Jahres hat G4S Österreich einen 68 Millionen Euro Vertrag mit dem österreichischen Staat unterschrieben. Das Unternehmen wird in den nächsten 15 Jahren ein Abschiebegefängnis in Vordernberg in der Steiermark unterhalten und leiten.“
Wir treten entschieden gegen eine Finanzierung von Firmen wie G4S mit öffentlichen Kulturmitteln ein, unter deren Verantwortung Abschiebegefängnisse stehen und Menschen zu Tode gekommen sind.
Wir fordern von Burgtheater und Bundestheaterholding gerechte Löhne an alle Mitarbeiter_innen zu zahlen, statt die Schere zwischen Spitzengehältern und Lohndumping zu fördern und dem Outsourcen von Mitarbeiter_innen in Wort und Tat entgegenzutreten.
Wir fordern ein Burgtheater, das sich der österreichischen freien Theaterszene öffnet und Schnittstellenformate schafft.
Wir fordern ein grundlegendes Umdenken in der Förderpolitik.
Wir träumen mit Christian Diaz von einem Theater, „das sich gegen die Abschiebung von Menschen wendet, die in anderen Teilen der Welt unterbezahlt und in Elend die Produkte unseres Wohlstands herstellen.”
Wir fordern die Mitarbeiter_innen des Burgtheaters zur Solidarität auf.
Pressemitteilung der IG Freie Theaterarbeit, 18. Oktober 2013
Kontakt und Information:
IG Freie Theaterarbeit
0699 11 301 531
www.freietheater.at
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Es ist bezeichnend, dass gerade im Umfeld von sogenannten Kunst- und Kulturschaffenden das Wort “Selbstverschwendung” beginnt aufzutauchen und es ist zu hoffen, dass wir klug genug sind um diese
hässliche Ausgeburt nicht auch noch positiv zu besetzen. Wenn wir von den Zeiten wie diesen etwas gelernt
haben, dann das Verschwendung unser größtes Problem ist – angefangen bei Nahrungsmitteln und jenen natürlichen
Ressourcen, welche die Menschheit so schnell machen, wie sie gerade ist. Sich selbst zu verschwenden wäre dann das Mascarpone-Joghurt-Häubchen auf dieser globalen Dummheit.
Wenn mehr Menschen jährlich die Mona Lisa im Louvre besuchen als die BesucherInnen des Vatikans und Mekkas
zusammen genommen, dann ist das ein plakativer Hinweis darauf, wovon der Tourismus des einundzwanzigsten
Jahrhunderts lebt und umso erstaunlicher ist es, dass genau jene sparen sollen, die eben jene BesucherInnen (wer nichts wird, wird zwar Gast, aber trotzdem) und den Knedl bringen für die Obrigkeit. Wenn die Bewusstseinserweiterung noch kein überzeugendes Argument für eine würdige Bezahlung jener ArbeiterInnen ist, denen später Würdigungen verliehen werden, dann vielleicht der schnöde Mammon. Umwegrentabilität – wenns beim Fußball schon nicht funktioniert, versuchen wirs zur Abwechslung mal mit Literatur? Kunst? Film? Ja?
Gebt das Geld an die VerschwenderInnen, dann bleibt mehr übrig für diesselben und die Nachwelt.
PS. Danke an die freitagsküche für das gute Essen und die Koksphilosophie in Frankfurt am Main.
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Ein eigenes Ministerium für Kunst und Kultur!
Wir haben die Lehren aus der Bildungsdebatte, den schulpolitischen Auseinandersetzungen und den Verhandlungen um ein neues Lehrerdienstrecht gezogen. Kunst und Kultur haben in einem gemeinsamen Ministerium mit Unterricht keinen Platz. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ho-Ruck-Aktionen ersetzen ein geplantes Vorgehen, der Rest ist Weiterverwaltung.
Wir brauchen kein Ministerium zur Weiterverwaltung der Angelegenheiten der Kunst und Kultur, das erledigt die Kunstsektion in hervorragender Weise, wir brauchen ein Ministerium, das sich den brennenden Fragen der Kunst und Kultur widmet. Wir brauchen ein Kunst- und Kulturministerium, in dem es Raum für Entwicklung gibt, das Gestaltung erlaubt, mit dem Kulturpolitik möglich ist. Die Einbindung der derzeit auf mehrere Ministerien verstreuten Agenden in ein Kunst- und Kulturministerium befürworten wir, allem voran die jetzt im Justizministerium angesiedelte Zuständigkeit für das Urheberrecht, ein Staatssekretariat für Kunst und Kultur lehnen wir ab.
Wien, 8.10.2013
Eine Initiative von:
Gerhard Ruiss (Autor), Elfriede Jelinek (Autorin), Ulrike Truger (Bildhauerin), Robert Menasse (Schriftsteller), Martin Pollack (Autor, Übersetzer), Anna Mitgutsch (Autorin), Paul Mühlbauer (Bildhauer), Marlene Streeruwitz (Autorin), Klaus Zeyringer (Literaturwissenschaftler), Harald Posch (künstlerischer Theaterleiter), Helmuth Schönauer (Schriftsteller, Bibliothekar), Sibylle Fritsch (Journalistin), Josef Schützenhöfer (Maler), Olga Neuwirth (Komponistin), Robert Schindel (Schriftsteller), Gustav Ernst (Schriftsteller), Nils Jensen (Autor, Publizist), Arno Kleibel (Verleger), Christine Haidegger (Autorin), Robert Renk (Buchhändler, Kulturveranstalter), Doron Rabinovici (Autor), Sven Hartberger (Klangforum Wien), Franzobel (Autor), Karin Fleischanderl (Übersetzerin, Autorin, Literaturkritikerin), Erwin Einzinger (Schriftsteller), Anita Pollak (Journalistin), Sylvia Treudl (Autorin, Literaturkritikerin, Literaturveranstalterin), Klaus Amann (Literaturwissenschaftler), Heinz Lunzer (Literaturwissenschaftler), Wolf Käfer (Autor), Wolfgang Pollanz (Autor, Kulturveranstalter), Ingrid Führer (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Martin Amanshauser (Autor), Marie-Thérèse Kerschbaumer (Autorin), Werner Richter (Literaturübersetzer), Robert Huez (Geschäftsführer Dokumentationsstelle Literaturhaus Wien), Milan Dor (Filmemacher), Daniela Strigl (Germanistin, Literaturkritikerin), Sabine Gruber (Autorin), Christl Greller (Schriftstellerin), Simone Schönett (Schriftstellerin), Sabina Naber (Schriftstellerin), Herbert J. Wimmer (Schriftsteller), Peter Paul Skrepek (Musiker, Autor), Günther Wildner (Musiker, Kulturmanager), Petra Ganglbauer (Autorin, Schreibpädagogin), Elfriede Hammerl (Autorin, Journalistin), Helmuth A. Niederle (Autor, Übersetzer), Gerald Jatzek (Autor, Musiker), Barbara Lehmden (Kulturveranstalterin), Brigitte Rapp (literarische Übersetzerin, Lektorin), Manfred Chobot (Schriftsteller), Alfred Komarek (Schriftsteller), Helmut Peschina (Autor), Bettina Balàka (Schriftstellerin), Cornelia Travnicek (Autorin), Paul Hertel (Komponist), Georg Biron (Schriftsteller), Renald Deppe (Musiker, Komponist, Zeichner), Anita Hahn (bildende Künstlerin), Manfred Hirschbrich (bildender Künstler), Erich Félix Mautner (Autor, Lehrbeauftragter), Georg Bydlinski (Autor), Erich Sedlak (Autor) Susanne Toth (Autorin), Marlen Schachinger (Autorin, Dozentin), Ludwig Laher (Schriftsteller), Christian Futscher (Schriftsteller), Ilse Gerhardt (Journalistin, Autorin), Michael Amon (Autor), Erich Sedlak (Autor), Christa Kern (Schauspielerin, Autorin), Wolfgang Mayer-König (Schriftsteller), Susanne Dobesch-Giese (Autorin), Wolfgang Kubin (Autor, Übersetzer), Harald Kollegger (Autor), Walter Weiß (Autor), Hari Schütz, Thomas, Baum (Autor), Sabine Scholl (Autorin), El Awadalla (Autorin), Andreas Kövary (Schriftsteller, Filmemacher, Journalist), Gabriele Kögl (Autorin), Monika Vasik (Autorin, Ärztin), László Varvasovszky (Autor, Zeichner, Performer), Zuzana Brejcha (Filmregisseurin), Semier Insayif (Autor), Margit Hahn (Schriftstellerin), Arno Aschauer (Drehbuchautor, Regisseur, Gestalter Ö1-Feature Redaktion), Werner Schuster (Journalist), Manfred Horak (Autor, Journalist), Barbara Neuwirth (Schriftstellerin), Wilbirg Brainin-Donnenberg (Filmkuratorin), Benedikt Leitner (Musiker), Topsy Küppers (Schauspielerin, Autorin), Dorothea Macheiner (Autorin), Jörg-Martin Willnauer (Kabarettist), Yoly Maurer (bildende Künstlerin) …
IG Autorinnen Autoren, Übersetzergemeinschaft, Österreichischer P.E.N.-Club, BOeS – Berufsverband österreichischer Schreibpädagog/inn/en, Grazer Autorinnen- Autorenversammlung, IG Autorinnen Autoren Kärnten …
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