Archiv für Dezember 2010


Trennung

19. Dezember 2010 - 17:53 Uhr

Zum Abschluss der Adventischen Vierfaltigkeit jetzt zur Trennung, jener frischen, engelsgleichen Frühlingsbrise, die uns Zeit unseres Lebens immer wieder mit ihrem Schlägel eine drüberzieht um uns schließlich leise wieder Hoffnung ins Ohr zu flüstern. Verliebtheit, Liebe, Beziehung, Trennung – aber das größte unter ihnen ist die Trennung. Seien wir uns ehrlich, eine Trennung geht allen am Anfang ziemlich am Arsch. Oder tut unermesslich weh. Egal wer der Grund ist (du, die Andere, der Andere oder der Tod), seit dem ersten Advent wissen wir aber zumindest, dass wir uns aus jedem unserer Kardinalgefühle, die uns so einnehmen und uns völlig übernehmen wollen, wieder rauswinden können und dann ists im Endeffekt dennoch immer wieder urleiwand. Ja, so eine so oft (aber nicht immer) schmerzhafte Trennung trägt den Neubeginn immer schon mit sich und das ist herrlich und da kann mich keine Rosemund-Pilcher-Schmonzette (die ich so gerne mag) vom Gegenteil überzeugen. Schon gar nicht die, wo die Pärchen einfach nach der Trennung Partnertauschen und danach viel glücklicher sind, weil das ist eigentlich Betrug an uns gestandenen Rosemund-Pilcher-Fans. Doch das nur nebenbei, wir sind bei der Huldigung der Trennung, bei der die Kinder immer die Leidtragendsten sind. Dabei kennen Kinder “leiden” gar nicht und würden sich auch nie die Mühe machen das Leid herumzutragen. Kinder sind wahrscheinlich Meister im Ertragen und wenn sie das wirklich sind, dann frag ich mich schon warum sie gezwungen werden in einer Beziehung mit zwei oder mehr Erwachsenen zu leben, die zu schwach oder zu blöd oder zu feige oder zu sehr aneinander gewöhnt sind um sich zu trennen, als eine befreiende Trennung mitzuerleben, die nach einer neu bezogenen Wohnung riecht und nach nie dagewesenem Essen schmeckt.
Aber das ist eben der Zeitgeist der Angst vor dem Sterben in all seinen Facetten, wie soll denn in so einer Atmosphäre eine fröhliche Trennung passieren? Wie soll man sich denn da still und leise oder mit einem euphorischen Fest voneinander verabschieden, wenn alle immer Angst vor dem unausweichlichen haben und dennoch stets völlig unvorbereitet sind. Da könnte man sich ziemlich reinsteigern, da könnte man schon wieder einen zu langen Text für einen Blog schreiben, aber das gehört sich nicht und in unserer schnelllebigen Zeit in der die Leute sich einfach scheiden lassen und nicht mehr durch dick und dünn gehen und keine Leidensfähigkeit mehr haben und sich alles was so gut ist sich immer mehr auflöst und nichts mehr Bestand hat und man sich sowieso auf nichts mehr verlassen kann und überhaupt der Advent gar nicht mehr die Stille Zeit ist und keiner weiß mehr um was es bei Weihnachten wirklich geht außer natürlich die Kirche aus der ich immer noch nicht austreten werde – lassen wir uns doch endlich in Ruhe mit den leeren Sprüchen. Und frohes Fest!

Kommentare deaktiviert | 47 Tage

Beziehung

19. Dezember 2010 - 17:49 Uhr


Wenn sich irgendwo der ganze Wahnsinn der menschlichen Existenz manifestiert, dann hier. Nicht umsonst wird die Familie als jener Moloch bezeichnet, in dem sich die unfassbarsten Dinge abspielen. Beziehungen sind tatsächlich in ihren meisten Ausformungen nichts anderes als abstruse Verschraubungen. Vielleicht waren es einmal nur lockere und noch nachvollziehbare Verflechtungen, aber irgendwann gerät das dann alles außer Kontrolle. Nein, die Beziehungen kann mir keiner schönreden, was da abgeht ist weit abseits jedes humanen Mindestmaßes – Erpressung, Schläge, Vergewaltigung, Verrat und Betrug in all seinen feinen Facetten und Ausformungen wie sie nur der Mensch im Laufe der Geschichte hervorzubringen vermag, das ist es was uns die Beziehungen schenken. Da aber jetzt Advent ist und es schon auch, wie ich meine, schön sein soll, blenden wir das halt mal aus und versuchen das ganze weniger emotional anzugehen. Immerhin gibt es ja Leute, die behaupten, dass alles eine Beziehung ist, dass ich sogar eine Beziehung mit dem Busfahrer habe, der mich eine Station mitnimmt. Und ja, es gibt eine Unmenge von Möglichkeiten – Affären, One-Night-Stands, Monogame Paarbeziehungen, Ehen, Fernbeziehungen, Arbeitsbeziehungen usf. Und unter denen gibts natürlich auch sogenannte glückliche. Das geht dann vermutlich wenn mans mit Hans Söllner hält, der meint man solle weder von Liebe, noch von Treue, sondern nur von Respekt sprechen um zu erklären wie so etwas möglich ist. Da Herr Söllner aber irgendwie ein Prediger ist und uns Prediger halt gar so schräg einfahren heutzutage, ist es schon schwierig das anzuerkennen. Dennoch kommt es der Wahrheit sicher ziemlich nahe. Ändern tuts an dem Beziehungswahnsinn um den sich die Menschheit seit Jahrtausenden verbissen schraubt wenig, aber es erklärt vielleicht das Glück etwas besser, das in all den verschiedenen Wahnsinnigkeiten dennoch immer wieder zu finden ist. Uns wünsche ich dabei alles Gute.

Kommentare deaktiviert | 47 Tage

Liebe

19. Dezember 2010 - 17:46 Uhr

Ach, diese arme Liebe. Die müsste sich erst mal von über 2000 Jahren Kirchengeschichte befreien dürfen, aber sie wird auch heutzutage von den Leuten einfach nicht und nicht in Ruhe gelassen. Also die Liebe ist wirklich nicht zu beneiden, ich wundere mich schon, warum sie nicht schon lange den Hut draufgehauen hat. Aber vielleicht hat sie das eh schon vor einer Weile und die hantieren alle nur noch mit ihrer Hülle, während sie irgendwo auf einer Almhütte oder einem Strand in Fidschi die Seele baumeln lässt. Ja, das hoffe ich. Da hast du ganz Recht liebe Liebe, ich wünsch dir eine erholsame Zeit!

Kommentare deaktiviert | 47 Tage

Verliebtheit

19. Dezember 2010 - 17:41 Uhr

Ja ein wirklich einnehmendes Gefühl diese Verliebtheit. Pubertär ist sie irgendwie. Unschuldig und schön. Sich mit der Decke zuzudecken, die der Liebste in der letzten Nacht umschlungen hatte, aus dem gleichen Becher trinken, mit Bauchkribbeln aufstehen und sich niederlegen oder dieses erstaunliche Gefühl, dass alles was man sich mit diesem Menschen ausmalt sowieso und unabänderlich wunderbar und golden wird. Die Verliebtheit kanns schon und lässt du dich so richtig drauf ein, dann ists einfach wunderschön. Und dann, irgendwann wirds entweder zu etwas Anderem – das entweder immer noch oder dann doch nicht so schön ist – oder du bist gezwungen dich wieder zu entlieben. Oder – und das vergessen die ganzen Hollywoodromantiker fast immer – du entscheidest dich eigenmächtig, dass du dich entlieben willst, weils dir reicht mit der Verliebtheit, weil du weisst, dass du dann doch nicht bei jeder Verliebtheit umziehen und den Malerpinsel in die Hand nehmen musst. Und ist dieses “was wäre wenn…” nicht auch wunderschön? Oder die Gewissheit eine Entscheidung getroffen zu haben? Ja, die Verliebtheit ist tatsächlich etwas pubertäres und wir sollten dieses Gefühl niemals vergessen und dürfen es auch immer wieder erleben und es als Herausforderung verstehen. Eine Herausforderung, die nicht wegzuleugnen ist. Ebensowenig wie Trauer, Hass, Freude, Furcht, Schmerz, Sucht kannst du die Verliebtheit kaum runterschlucken und vergessen. Du musst dich ihr stellen, dich auf sie einlassen – ja! – dich ihr auch mal hingeben um dich dann aber zu schütteln (oder dir an einem Holzmann’schen Detail den Kopf ganz leicht stoßen) um draufzukommen, dass du doch mehr bist als diese Empfindung und die Verliebtheit nicht alles ist und nicht nur einen Ausweg kennt. Ebensowenig wie die Trauer. Oder der Hass. Oder die Freude. Oder der Schmerz. Oder die Furcht. Wir sind mehr als die Verliebtheit und die Pubertät ist ja auch schon eine Weile her. Oder?

Kommentare deaktiviert | 47 Tage