SAISONSCHLUSS & ab in die bürgerlichkeit

“Es deutet an: wo wir nichts getan haben, ist kein Tiger unterwegs, von dem abzusteigen schwerfiele; wer lassen kann, den schleifen keine verselbständigten Projekte hinter sich her; wer die Enthaltungspraxis übt, gerät nicht in die Selbstfortsetzungsautomatik entfesselter Aktivismen. Indem Diogenes, wie es heißt >die Natur gegen das Gesetz< stellte, antizipierte er das Prinzip der Selbstregulierung und beschränkte die aktiven Eingriffe auf ein >naturgemäszes< Masz; durchdrungen vom spontanen Aufblühen der Strukturen, vertraute er auf die Entelechie und verwarf die >Projekte<..”

(Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft, 1981)

“Mit dem Zugleich von Optimismus und Realismus im Standardkonzept des Fortschritts war eine anspruchsvolle Kultivierung der Zeitgefühle verbunden: Zu jedem Moment sollte die Genugtuung über das Erreichte der Ungeduld angesichts des noch zu Vollbringenden die Waage halten; jedes Schon-Mögliche muszte von der Aussicht auf das Noch-Nicht-Machbare relativiert werden. Die Teilnahme an dem >großen Werk der Hebung der Menschheit< war ohne ein ständiges Gedulds- und Ungeduldstraining nicht zu erlangen. Beide Haltungen beruhten auf der stillschweigenden Voraussetzung, der Weg zu weiterer Zivilisierung sei selbst eine zivilisierte Reise.”

(Ebenjener: Du musst dein Leben ändern, 2009)

Kategorie: hausbank Kommentare deaktiviert

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